2.ter Weihnachtstag, früh morgens am Strand von Agonda Beach, Süd Goa. Auf dem Rückweg vom morgendlichen Spaziergang sehe ich folgendes Schild:

Schöner Schnapp-Schuss denke ich. Kurz bevor ich in die linke Wade gezwickt werde. Ich blicke runter und sehe? Einen hübschen Welpen, der mich offensichtlich in sein Herz geschlossen hat und nach meinem Bein schnappt. (Ich mag Hunde über alles!) Und mich weiter in die Wade tackert. (Alle Hunde mag ich. Immer!) Der will ja nur spielen! … Soulmate!? Na ja, nicht ganz, zumindest nicht nach meiner Definition. Ich beuge mich zu ihm herunter, wobei zu allem Überfluss meine Kette verlockend über ihm baumelt: er schnappt jetzt natürlich nach ihr. Erwischt sie nicht, ich bin ja schließlich schneller. Das Handy allerdings, das ich mitsamt den Kopfhörern in der linken Hand halte, interessiert ihn auch. (Ich mag Hunde! Wirklich! Alle?) Schnapp. Zugebissen. Diesmal war er schneller als ich. Ich versuche mein Handy zurückzubekommen. Mit der rechten Hand. Und die findet er – leider – noch interessanter als das Handy. Diese kleinen, spitzen Welpenzähne sind aber auch gemein…. Zapp, kurz mal gekaut… Und nochmal… Meine Hand sieht ein wenig… hmm. ja, wie eigentlich? … Ein wenig angeknabbert aus. Ein aufmerksamer Urlauber, der ebenfalls um diese Zeit an dem sonst menschenleeren Strand unterwegs ist, „rettet“ mich und hält den kleinen Schurken fest. Ich gehe erleichtert weiter. (Ich mag Hunde, immer, fast alle!)

Nach einiger Zeit drehe ich mich um und sehe, wie dieser unweise Vierbeiner sich im gestreckten Galopp auf mich zubewegt. (Hilfe, ich mag Hunde …, dies jedoch nicht…). Und mich wieder tackert. Diesmal allerdings erwischt er meinen rechten Unterarm und nagt regelrecht darauf herum. Rückblickend passt das Wort „genüsslich“ zu dieser Beschreibung. In dem Moment nicht, denn – obwohl ich ja Hunde mag – hatte ich wirklich keine Lust mehr, als Knochen herzuhalten. Und Spaß machte das auch nicht mehr. Also, mir zumindest nicht. Ich werde, diesmal endgültig, von dem zu Hilfe eilenden Retter erlöst und kann unbehelligt weitergehen. Eine kleine blutige Stelle am Unterarm allerdings verschafft mir dann eine Fahrt zum Arzt, der trotz Diskussionen meinerseits (na ja, versuchen kann ich es ja mal) auf einer Tollwutimpfung besteht. Laut Impfschema folgen nun 4 Weitere, die ich dann in Deutschland bekommen werde. Dachte ich. Vorbereitend, vorsichtshalber schreibe ich 3 Mails an 2 Krankenhäuser, die für die Notfallversorgung (Samstag, den 29.12. erfolgt theoretisch Impfung Nummer 2) zuständig sind und an eine auf Reiseimpfung spezialisierte Arztpraxis. Ergebnis: bis heute keine Antwort. Naja. Anruf am Freitag, den 28.12.18, direkt nach der Landung in ‚Good old‘ Germany bei einer befreundeten Apothekerin, um abzuchecken, ob der Impfstoff, der ja schon mal Lieferschwierigkeiten aufweist, überhaupt zu bekommen ist. Ihre Apotheke ist damit bevorratet. Ich entspanne mich.

Bis ich am 29.12. dann eine telefonische Odyssee durch die Notdienstpraxen und Apotheken hinlege, die ich niemandem wünsche. Die eine Praxis überlastet – mit der Bitte, ob ich mich selbst darum kümmern kann, welche Apotheke im Umkreis mit dem Impfstoff bevorratet ist. Klar, kann ich das. Ergebnis: 5 Apotheken angerufen und zum Teil abenteuerliche Aussagen angehört. Von „Das dürfen wir gar nicht bestellen“, über „Da müssen Sie sich ans Tropeninstitut wenden“ und „Das ist aber schwierig“ bis hin zu „Kriegen wir erst Mitte Januar“ war alles dabei. Die Apotheke, die dann zum guten Schluss eine positive Meldung im Angebot hatte: leider nur noch eine Stunde geöffnet. (Mittlerweile war ich auf die Idee gekommen auch am Wir-feiern-Silvester-Urlaubsort auf „Jagd“ nach dem Impfstoff zu gehen!) Bei einer Fahrtzeit von 1,5 Stunden war Abholen leider jedoch nicht mehr zu schaffen. Pech gehabt. Die dortige Nummer der Notfallpraxis am Krankenhaus war besetzt. Diese Kollegen nicht zu erreichen. Mit der Bitte um erneuten Anruf eine halbe Stunde später. Kaum zu glauben. Und wahr. Ich habe dann mit einem Blick auf meinen rechten Unterarm aufgegeben und beschlossen, dass dieser kleine indische Racker tollwutfrei und einfach nur vollkommen überdreht war. Irgendwas wollte er mir wohl mitteilen. Aber was? Aus irgendeinem Grund sollte ich das Impfschema nicht beenden. Wer weiß wozu das gut ist und war. Die Wunde ist auf jeden Fall mittlerweile gut verheilt. Beim Arzt war ich inzwischen auch. Ich bin direkt hingefahren, nachdem dort das Telefon ständig besetzt war. Ich habe kurz den Fall geschildert und mich erfolgreich gegen einen Termin 5 Tage später gewehrt. Und bin dann auch tatsächlich drangekommen. Am gleichen Tag. Eine Stunde später. Die Blutwerte werden nun überwacht. Und ich frage mich immer noch, was mir dieses Kerlchen nun sagen wollte. Wofür war das alles gut? Noch bin ich mir nicht ganz im Klaren darüber… Bei einem bin ich mir allerdings sicher: Hunde mag ich immer noch!

Und die Moral von der Geschicht: Impfung gegen Tollwut in Indien möglich-in Deutschland nicht.